vom 06.11.2022
Bereich: Landwirtschaft 
Digital-Fachleute in der Fläche arbeiten für den Ackerbau von morgen

Digital-Fachleute in der Fläche arbeiten für den Ackerbau von morgen

Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer besucht PraxisLabor Digitaler Ackerbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Königslutter am Elm – Modernste digitale Maschinen und Anwendungen unter betrieblichen Bedingungen einzusetzen, um deren Effekte auf den Ackerbau und auf die Umwelt exakt zu ergründen, ist die Aufgabe der Fachleute im PraxisLabor Digitaler Ackerbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in Schickelsheim (Königslutter am Elm/ Kreis Helmstedt). Um sich vor Ort ein detailliertes Bild über die Arbeit der Digital-Fachleute der LWK zu machen, besuchte Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer am Donnerstag (03.11.2022) im Rahmen seiner „Fokusreise Strukturwandel“ im Kreis Helmstedt gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der regional verankerten Institute die Domäne Schickelsheim.

„Seit 2020 sammeln unsere Fachleute mit finanzieller Unterstützung des Landes Niedersachsen wertvolle Daten und Erkenntnisse zur Praxistauglichkeit der neuen Technologien, die unter anderem das Ziel haben, den Umgang mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln noch effizienter und sparsamer zu gestalten“, berichtete Kammerpräsident Gerhard Schwetje. Zu den Gästen zählten neben Prof. Neugebauer Forscher*innen des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST (Braunschweig), des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme IKTS sowie des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI (Dresden).

Bei der Düngung sowie beim notwendigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln böte die digital erreichbare Präzision reelle Möglichkeiten, die teuren Aufwandsmengen zu reduzieren, sagte Schwetje weiter. „Das ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll.“

„Die Ideen, die hinter zahlreichen digitalen Maschinen und Anwendungen für eine Optimierung des Ackerbaus stehen, sind sehr vielversprechend – von der vielversprechenden Idee bis zur alltagstauglichen Technologie mit substanziellen praktischen Vorteilen für Ackerbaubetriebe ist es jedoch nicht immer ein einfacher Weg“, fasste Jobst Gödeke, Leiter des PraxisLabors, die Arbeit der zurückliegenden zwei Jahre zusammen.

Wichtig sei, dass der Datenaustausch zwischen den unterschiedlichen Maschinen reibungslos ablaufe, betonte Gödeke. „Hierbei sowie beim technischen Support durch die Hersteller gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.“ – „Nach unseren ersten Erfahrungen ist schon jetzt offensichtlich, dass wir mit diesem Technikeinsatz einen hohen Mehrwert für Betriebe und Umwelt erzielen können“, ergänzte Kammerpräsident Schwetje. „Mit weiteren ausführlichen Untersuchungen helfen wir den Herstellern und damit den Anwenderinnen und Anwendern, die dafür notwendige Praxistauglichkeit zu erreichen.“

Mit Hilfe von Satelliten- und Bodenanalysedaten, mit speziellen Drohnen- und Luftbildern, mit Informationen weiterer Sensoren und digitalen Karten untersuchen Gödeke und seine Kolleg*innen, wie gut die Bearbeitung von Ackerflächen mit computergesteuerten Landmaschinen funktioniert. Auf den Flächen des PraxisLabors werden Düngemittelgaben und Aussaat genau auf das Nährstoff- und Wasserangebot im Boden abgestimmt – dieses kann auch innerhalb eines Schlages erheblich variieren. So sollen die Pflanzen optimale Entwicklungsmöglichkeiten bekommen und zugleich Dünge- und Pflanzenschutzmittel möglichst sparsam zum Einsatz kommen.

Die Einführung der neuen Maschinen und Planungs-Programme seien für Landwirt*innen wie auch für die Beratung eine große Herausforderung – schließlich müssten die zahlreichen Daten richtig interpretiert und eingesetzt werden, hob Digitalisierungs-Experte Gödeke hervor. Der Fuhrpark des PraxisLabors, zu dem unter anderen ein hochmoderner Düngerstreuer und eine kameragesteuerte Hacke gehören, soll um weitere Maschinen ergänzt werden, zum Beispiel um einen autonomen Schlepper.

„Mit den im PraxisLabor gewonnenen Erkenntnissen auf Basis der hohen Standards des LWK-Feldversuchswesens wird die Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Landwirtinnen und Landwirte künftig über Beratungs- und Bildungsangebote unterstützen und auch Behörden mit validen Daten versorgen“, hob Kammerpräsident Schwetje hervor.

Fraunhofer-Präsident Prof. Neugebauer betonte: „Der Aufbau dezentraler und resilienter High-Tech-Agrarproduktionssysteme zur Sicherung einer qualitativ hochwertigen Nahrungsmittelproduktion leistet einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit und ist essenziell für eine krisensichere, unabhängige Lebensmittelversorgung. Durch die vorhandenen Kompetenzen im Agrarsektor im Helmstedter Revier bestehen zahlreiche Anknüpfungspunkte für Fraunhofer, zusammen mit unseren Partnern vor Ort Technologielösungen zu entwickeln, die die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft in der Region und darüber hinaus sichern und ausbauen.“

Zu sehen waren im Rahmen eines Rundgangs auch Entwicklungen der beteiligten Fraunhofer-Institute, zum Beispiel der autonome Feldroboter des Fraunhofer IKTS. Um den landwirtschaftlichen Strukturwandel in der Region Helmstedt modellhaft voranzutreiben, plant das Fraunhofer IST gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS den Standort Helmstedt zu nutzen, um überregionale Initiativen und regionale Partner zu vernetzen.

Besuch: Gerhard Schwetje (Mitte), Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachen, begrüßte die Gäste, darunter Prof. Dr. Christoph Herrmann (links), Institutsleiter des Fraunhofer IST, und Prof. Dr. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, im PraxisLabor Digitaler Ackerbau in Schickelsheim (Königslutter am Elm/ Kreis Helmstedt). (Bild: Ziegeler/LWK Niedersachsen)

Pneumatik-Düngerstreuer: Jobst Gödeke, Leiter des PraxisLabors Digitaler Ackerbau in Schickelsheim (Königslutter am Elm/ Kreis Helmstedt), erläuterte den Gästen die Funktionsweise des Pneumatik-Düngerstreuers und unterschiedlicher Stickstoffsensoren. (Bild: Ziegeler/LWK Niedersachsen)

Hackmaschine: Jobst Gödeke (Mitte), Leiter des PraxisLabors Digitaler Ackerbau in Schickelsheim (Königslutter am Elm/ Kreis Helmstedt), erläuterte den Gästen, darunter Prof. Dr. Reimund Neugebauer (links), Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, und Prof. Dr. Christoph Herrmann, Institutsleiter des Fraunhofer IST, die Funktionsweise der kameragesteuerten Hackmaschine. (Bild: Ziegeler/LWK Niedersachsen)

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